Bärlauch

Allium ursinum

Bärlauch
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Wie der Bär im Frühling aus seinem Winterschlaf erwacht, so erwacht im Wald auch der Bärlauch als eine der ersten Heilpflanzen des Frühjahrs.
Der volkstümliche Name entstammt dem Glauben, dass der Bär nach seinem Winterschlaf als erstes Bärlauch frisst. Früher ordnete man oft bestimmte Heilpflanzen bestimmten Tieren zu, so glaubte man durch den Verzehr solcher Pflanzen die Kräfte des Tieres in sich aufzunehmen. Der Bärlauch hat eine lange Geschichte als Zauberpflanze, die Vampire, Hexen, böse Geister und Schlangen fernhalten konnte und sogar als Aphrodisiakum eingesetzt wurde. Nach einen langen Winterschlaf ist die Bärenmedizin auch angesagt, denn Bärlauch ist ein potentes Heilmittel; er reinigt, vitalisiert, stärkt und erwärmt den Körper. Ob er böse Geister fernhält, weiß ich nicht, aber unsere Mitmenschen werden bestimmt einen Schritt zurücktreten, wenn wir nach dem Genuss eines Bärlauchpestos aus allen Poren nach Knoblauch duften.

Bärlauch
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Der Bärlauch hat viele Namen z. B. Bärenkraut, Hexenzwiebel, Ramson, Waldknoblauch, wilder Knoblauch, Wurmlauch, Zigeunerlauch, Zigeunerzwiebel usw., die zum Teil auf seine Verwendung schließen lassen. Er ist weit verbreitet, wächst wild in Europa, Nordasien und Nordamerika und ist eine häufig kultivierte Gartenpflanze. Schon die Germanen, Kelten und alten Römer schätzten den Bärlauch als Heilpflanze mit magischen Kräften und später fand man die Heilpflanze in Hof- oder Klostergärten. Die Zigeuner Europas wußten um die Heilwirkung des Bärlauchs und setzen ihren Jahresvorrat in Öl oder als Tinktur in 90%igem Alkohol an. Sie nennen die Pflanze den „Jungbrunnen der Zigeuner“ und setzen sie bei Akne, Pilzerkrankungen, Ekzemen, zur Blut- und Darmreinigung ein und bei Epidemien, um sich gegen Infektionskrankheiten zu schützen. Während der wilde Knoblauch in den letzten Jahrhunderten in Vergessenheit geriet, pflückten die Zigeuner ihn weiterhin und gaben ihr Wissen um die Heilwirkung der Pflanze über Generationen weiter.

In Amerika hat der Bärlauch auch eine lange Geschichte als Heilpflanze. Die eingeborenen Indianer benutzten ihn zum Kochen, gemahlen mit Tierfett als antiseptische Salbe und als Absud oder Tinktur um Harngries zu behandeln. Im Kolonialen Amerika wurde Bärlauch überwiegend zur Behandlung von Würmern und bei Verdauungsstörungen eingesetzt, aber auch bei Abzessen, Geschwüren, als Lebertonikum und bei Lungenentzündungen.

In allen Kulturen wurde der Bärlauch traditionell als Frühjahrstonikum eingesetzt.

Heutzutage wird Bärlauch bei Verdauungsstörungen, Arteriosklerose, Bluthochdruck, zur Stärkung des Immunsystems, zur Durchblutungsförderung, zur Blutzucker- und Cholesterinsenkung, bei Hautausschlägen und bei Bronchitis zur Schleimlösung verwendet. Wegen seines Schwefelgehaltes dient der Bärlauch außerdem der Entgiftung und Entschlackung des Körpers. Bei Tieren wird er zusätzlich zur Entwurmung angewendet.
Bärlauch enthält viel Vitamin C, Eisen, Schwefel, Magnesium, Mangan und andere Mineralien sowie Senfölglykoside und ätherische Öle.

Bärlauch
Bild: © Swanie Simon

Bärlauch wächst bevorzugt in schattigen und nährstoffreichen Laub- und Mischwäldern, gerne auch unter Gebüschen in Parkanlagen, er sucht immer den Schatten. Im April, manchmal sogar schon Ende März, treiben zwei grüne, lanzettförmige Blätter aus jeder Zwiebel und wachsen zu einer Länge von bis zu 20 cm. Beim Bärlauch werden hauptsächlich die grünen Blätter benutzt, bevor die Pflanze blüht, denn dann sind sie am wirksamsten. Auffallend ist der starke Knoblauchgeruch. Eine Bärlauchpflanze findet man selten allein, meist wächst der Bärlauch wie ein grüner Teppich im Wald und ist durch seinen starken Duft vom weiten zu erkennen.

Man sollte Bärlauch immer frisch benutzen, denn getrocknet verliert er seine Wirksamkeit. Man kann aber eine Tinktur ansetzen, ihn in Öl oder Essig einlegen oder als Pesto lange haltbar machen, so dass man über das ganze Jahr in den Genuss seiner Heilkräfte kommen kann. Ich benutze auch gerne die Blüten, um Bärlauchessig herzustellen oder als dekorative und wohlschmeckende Salatbeigabe. Überhaupt esse ich Bärlauch in jeder Form sehr gerne, ob als Pesto, im Salat, im Quark oder einfach einige Blätter auf einem Tomatenbrot, es ist immer ein Hochgenuß. Sogar meine Hündin Blue, die stets beim Kräutersammeln dabei ist, frisst immer einige Bärlauchblätter bei unserer Ankunft im Bärlauchwald.

Leider ist der Bärlauch in den letzten Jahren sehr populär geworden und die einst so schönen Bärlauchfelder sind von unachtsamen Menschen teilweise völlig zertrampelt worden. Was nichts kostet und auch noch so gesund ist, verdient anscheinend keine Achtsamkeit. Ich befürchte, dass der Bärlauch irgendwann unter Schutz gestellt werden muss, wenn der Mensch so weiter macht.

Man braucht für eine Tinktur, ein Öl, oder ein Essig recht wenig Bärlauch, für ein 500 g Glas Pesto reicht auch eine große Handvoll, also bitte pflückt immer nur so viel, wie ihr am selben Tag auch verarbeiten könnt. So kommen alle noch in den nächsten Jahren in den Genuss unseres wilden Knoblauchs.

Vorsicht beim Sammeln!

Bärlauch
Bild: © Swanie Simon

Jedes Jahr schaffen es irgendwelche Menschen, sich beim Bärlauch Sammeln mit einem ihrer „Doppelgänger“, Herbstzeitlose oder Maiglöckchen, zu vergiften. Wie das möglich ist, ist mir ein Rätsel, denn die Pflanzen sind relativ leicht zu unterscheiden.

Dennoch werde ich kurz die Haupt-Unterscheidungsmerkmale hier aufführen.

1. Bärlauch riecht INTENSIV nach Knoblauch. Wenn das Blatt nicht deutlich nach Knoblauch riecht, Finger weg! Bitte die Blätter beschuppern, BEVOR Ihr sie in den Korb legt, denn im Korb nehmen alle Blätter den Knoblauchduft der bereits vorhandenen Bärlauchblätter an, so dass sie durch den Geruch dann nicht mehr sicher zu unterscheiden sind.

2. Bärlauchblätter quietschen beim Reiben zwischen den Fingern und sie knicken hörbar, wenn man versucht sie zu falten. Maiglöckchen- und Herbstzeitloseblätter tun das nicht, ihre Blätter sind dicker und biegsamer und quietschen nicht beim Reiben.

3. Bärlauchblätter kommen direkt aus dem Boden, jedes Blatt ist einzeln gestielt, Oberseite glänzend, Unterseite matt und eine Blattscheide ist nicht zu sehen. Bärlauchblätter sind dünner und glatter als Maiglöckchen- oder Herbstzeitlosenblätter.

4. Maiglöckchenblätter bilden zu zweit einen Stengel und haben eine rötliche Blattscheide an der Basis des Stengels.

5. Herbstzeitlose wachsen auf Wiesen und nicht im Wald, haben dickfleischige, gerillte Blätter ohne ausgeprägten Mittelnerv. Der Bärlauch hat einen ausgeprägten Mittelnerv.

Rezepte

Bärlauchöl
1 Liter gutes Öl (Olivenöl)
1 Handvoll geschnittene Bärlauchblätter

Die Blätter in ein Glas geben und mit Öl übergießen. Mindestens zwei Wochen an einem warmen Ort ziehen lassen. Das Öl kann anschließend zur Salbenherstellung benutzt werden oder als Salatöl. Wenn Sie ein Salatöl machen möchten, können Sie es mit weiteren Kräutern ansetzen.

Bärlauchessig
Fein geschnittene Bärlauchblätter oder ganze Blüten (oder beides) in Essig legen. Auf Wunsch mit anderen Kräutern und etwas Salz und Pfeffer verfeinern. Fertig. Die Kräuter können im Essig bleiben. Etwa bis zur nächsten Bärlauchernte (ein Jahr) haltbar.

Bärlauchbutter
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Bärlauchbutter
50-60 g geschnittene Bärlauchblätter
250 g weiche Butter
Meersalz
Pfeffer

Butter in Würfel schneiden und mit dem Bärlauch kurz bei niedriger Geschwindigkeit in einem Mixer zusammenrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die weiche Masse in einem Gefäß geben und im Kühlschrank oder Gefrierfach lagern.

 

Bärlauchpesto
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Bärlauchpesto
250 ml Olivenöl
200 g Bärlauch
50 g geriebener Parmesankäse
80 g Pinienkerne (alternative Walnüsse)
1-2 Teelöffel Meersalz
1 Prise Pfeffer

Pinienkerne oder Nüsse in einer Kaffemühle fein zermahlen und mit den anderen Zutaten in einem Mixer zu einer cremigen Masse rühren. In Gläser bis 1 cm unter den Rand füllen. Mit etwas Olivenöl randhoch auffüllen (macht das Pesto länger halbar). Verschließen und im Kühlschrank aufbewahren. Mindestens 6 Monate haltbar.

Hundepesto
250 ml Olivenöl
200 g Bärlauch
¼ Teelöffel Meersalz

Wie beim Bärlauchpesto vorgehen. Als Kur einen Esslöffel des Pestos pro Tag über einen Zeitraum von 2-4 Wochen unter das Futter rühren (Mittelgroßer Hund).

Anwendung beim Hund

Als Frühjahrskur kann Bärlauch auch dem Hund gegeben werden. Entweder kleine Mengen fein gehackt unter das Futter mischen, oder als Pesto oder Öl verabreichen.
Bärlauch hilft Parasiten zu vertreiben, wie auch alle anderen Vertreter der Allium Spezies.
Zur Parasitenabwehr können Sie den Bärlauch als Tinktur anwenden: 30 Tropfen 2 x täglich über sieben Tage.

Um die antibiotischen Eigenschaften des Bärlauchs (ähnlich des Knoblauchs) zu nutzen, muss es frisch eingenommen werden. Bärlauch kann auch unterstützend bei Krebserkrankungen gegeben werden.

Bärlauchöl ist ein gutes Heilmittel bei Ohnenentzündungen, als Antiseptikum bei kleineren Verletzungen, oder als Futterzugabe um das Immunsystem anzuregen, Cholesterin zu senken und Triglyzeridwerte zu senken.

Einige Worte zum Füttern von Zwiebelgewächsen beim Hund

Knoblauch, Zwiebeln und auch der Bärlauch enthalten Sulfurverbindungen, die das Enzym Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase (G6PD), dass die Zellwänder der roten Blutkörperchen schützt, vermindern können. Werden Oxidantien dem Körper zugeführt, überwältigen diese Oxidanten die antioxidativen Fähigkeiten der roten Blutkörperchen, sie werden geschädigt und Heinzkörper werden gebildet. Setzt sich dieser Prozess ungehindert fort, kommt es durch die Verminderung der roten Blutkörperchen zur Anämie und das Tier könnte sterben. Das nennt man eine Heinzkörperanämie.

Es gibt einige Studien wobei festgestellt wurde, dass Zwiebelgewächse, insbesondere Zwiebeln und Knoblauch, für Hunde giftig sind. Die Meldung, dass Zwiebelgewächse für Hunde giftig sein könnten wurde von vielen kritiklos übernommen und verbreitet, so dass zum Teil eine Hysterie besteht was das verfüttern von Zwiebelgewächsen an Hunden betrifft.

Wenn Sie sich die betreffenden Studien in volltext besorgen (Lee et al., 2000) (Hu et al.,  2002; Yamato et al., 2003)  (Cope, 2005) und durchlesen, werden Sie feststellen, dass
alles nicht ganz so schwarz/weiß ist.

In den Studien zu Zwiebeln entwickelten sich hämolytischen Veränderungen nach
Verabreichung von 15-30 g /kg Körpergewicht und erst eine toxische Wirkung nach
Verabreichung von über 50 g/kg Körpergewicht (über 2 Tage) (Cope, 2005). In dieser Studie entwickelten die Hunde (5 Pekinesen) eine hämolytische Anämie. Die Ergebnisse konnten mit anderen Rassen nicht zuverlässig wiederholt werden, was zur Vermutung führt, dass einige Chinesische Rassen besonders anfällig sind. Die Anämie war zudem noch reversible.
In der Studie zu Knoblauch (Lee et al., 2000). kam es zu „was aussah wie“ Veränderungen der roten Blutkörperchen erst nach Verabreichung von über 5 g /kg Körpergewicht, es entwickelte sich allerdings bei KEINEM der Tiere eine hämolytische Anämie.  Auch diese Veränderungen der roten Blutkörperchen waren in kürzester Zeit reversible.

In meinem Futterplan empfehle ich 3 x wöchentlich eine Knoblauchzehe für einen 30 kg
Hund.

Das sind 0,0001 % des Körpergewichts oder 0,1 g / kg Körpergewicht / 3 x Woche.
Vergleiche bitte die „toxische“ Dosis von 5 g / kg Körpergewicht / täglich.

In meinem Plan sind das 0,3 g / kg Körpergewicht / Woche.
Das wären beim 30 kg Hund 9 g / Woche oder anders ausgedrückt 3 Knoblauchzehen / Woche.

Toxisch wäre dagegen die mindestens 116-fache Menge von über 35 g / kg  Körpergewicht / Woche.
Das wären beim 30 kg Hund 1050 g/Woche oder anders ausgedrückt 350 Knoblauchzehen / Woche.

Es ist nicht möglich eine krankmachende Veränderung der roten Blutkörperchen bei der von mir empfohlener Dosierung (oder sogar die 10-Fache Dosierung) herbeizuführen!

Die gesundheitsfördernden Eigenschaften der Verabreichung von kleinen Mengen an
Knoblauch überwiegen in diesem Fall.

Als Schlusswort ein Zitat von Juliette de Bairacli Levy:

„Als ich die Bauernhöfe auf den Balearischen Inseln besuchte entdeckte ich, dass sie die selber Kräuterextrakte anwendeten, die ich in meinen „Herbal Compound“ Tabletten einsetze. Diese Kräuter sind die großen Beschützer der Menschheit und der Tiere. Die weisen Tiere suchen gezielt Bitterstoffe und wilden Knoblauch (Bärlauch) und sie sind nie krank.“